Kritik zu „Guardians of the Galaxy Vol. 3“: Wie gut ist James Gunns emotionaler Marvel-Schlussakt? (2024)

Bevor James Gunn bald das DC-Superheldenuniversum wieder neu entstehen lässt, hat er die beliebten Guardians ein letztes Mal auf die große Leinwand zurückgebracht, um gemeinsam in ein letztes Abenteuer aufzubrechen. Ist der große Abschlussakt gelungen und könnte „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ wieder ein großer Marvel-Hit an den Kinokassen werden?

Kritik zu „Guardians of the Galaxy Vol. 3“: Wie gut ist James Gunns emotionaler Marvel-Schlussakt? (1)

Bildnachweis: © 2022 MARVEL

Mit den Guardians of the Galaxy hat James Gunn eine einzigartige Gruppe von Helden im großen Marvel-Universum geschaffen. Die Filme haben auf ganz eigene Art und Weise begeistert, fasziniert und zum Lachen gebracht. Der besondere Charme der Filme lag dabei insbesondere in der unkonventionellen Zusammenstellung des Teams, angefangen beim draufgängerischen Star Lord mit Charme und Witz, über den süßen humanoiden Baum Groot bis hin zu Rocket, einem schlauen Waschbär mit rebellischer Attitüde und technischen Fähigkeiten.

Der erste Teil der Guardians of the Galaxy im Jahr 2014 war ein wahrer Glücksfall für das Marvel Cinematic Universe. Der Film überzeugte nicht nur als eigenständiges Werk, sondern fand auch innerhalb des MCU einen festen Platz. Obwohl einige Charaktere aus den ersten beiden Teilen in anderen Marvel-Filmen als Nebenfiguren auftraten, blieben die Guardians-Filme eigenständig und unabhängig.

Nach einer Wartezeit von sechs Jahren steht nun endlich das große Finale der Guardians of the Galaxy bevor, auf das Marvel-Fans sehnsüchtig warteten. Allerdings ist die Verzögerung auch auf interne Probleme bei Marvel zurückzuführen, da James Gunn zwischenzeitlich gefeuert wurde und erst auf Druck der Fans wieder eingestellt wurde, um die Guardians-Trilogie abschließen zu könnnen.

Bildnachweis: © 2022 MARVEL

Im letzten Jahrzehnt hatte das Marvel Cinematic Universe die Kinosäle beherrscht und zahlreiche Blockbuster-Hits hervorgebracht, doch zuletzt mehrten sich enttäuschende Einspielergebnisse, die Diskussionen um eine Marvel-Müdigkeit aufkeimen ließen. Während „Black Panther: Wakanda Forever“ immerhin noch beeindruckende 850 Millionen US-Dollar einspielte, lagen die Zahlen beim Vorgänger noch um 500 Millionen höher.

Auch Ant-Man and the Wasp: Quantumania hat an den Kinokassen weit hinter den Erwartungen zurückbleiben müssen. Der Film konnte weltweit nur rund 453,2 Mio. US-Dollar einspielen, während sein Vorgänger noch 622,7 Mio. Dollar einsammelte. Die Guardians haben daher nun die Herausforderung, nicht nur die Galaxie zu retten, sondern auch das ins Wanken geratene Marvel-Schiff wieder auf Erfolgskurs zu bringen.

Darum geht es:

Die Guardians of the Galaxy haben endlich die Kontrolle über Knowhere vom Collector erlangt und setzen nun alles daran, den immensen Schaden, den Thanos angerichtet hat, zu reparieren. Sie haben ein neues Ziel vor Augen: Knowhere zu einem sicheren Hafen für alle Flüchtlinge im Universum zu machen. Doch bald wird ihr Vorhaben von Rockets turbulenter Vergangenheit erschüttert. Während Peter Quill immer noch unter dem Verlust von Gamora leidet, mobilisiert er seine Crew für eine gefährliche Mission, um Rockets Leben zu retten …

Die Rezension:

Es steht außer Frage, dass James Gunn mit den Guardians of the Galaxy eine der beeindruckendsten Geschichten des Marvel-Universums geschaffen hat. Doch anders als bei beispielsweise Captain America erzählt er hier keine klassische Heldengeschichte. Vielmehr war es von Anfang an eine Hommage an die Unvollkommenheit des Lebens. Gerade die Unvollkommenheit der Guardians macht sie so liebenswert. Rocket, der kein Waschbär sein will, Groot, der lediglich drei Worten sprechen kann, Drax, der alles wörtlich nimmt und von Mantis oft die Welt erklärt bekommt und der unglücklich verliebte Peter Quill bilden einen Haufen von zufälligen Bekanntschaften, die mittlerweile untrennbar miteinander verbunden sind und alles daran setzen, immer wieder das Universum zu retten. Das Ergebnis ist ganz großes Außenseiter-Kino aus dem Hause Marvel, das einfach Spaß macht, zum Lachen bringt und dieses Mal auch zum Weinen.

Kritik zu „Guardians of the Galaxy Vol. 3“: Wie gut ist James Gunns emotionaler Marvel-Schlussakt? (3)

Bildnachweis: © 2022 MARVEL

James Gunn hat bei seinem Abschied aus dem Marvel Cinematic Universe einiges gewagt, und obwohl nicht alles perfekt umgesetzt wurde, ist „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ ein emotional packendes rundes Finale, das Fans der Reihe und des Marvel-Universums sicher begeistern wird. Der dritte Ableger beginnt dabei ungewohnt ruhig und ernst und stellt ein einzelnes Mitglied der Guardians in den Mittelpunkt der Handlung. Wie es schon das Werbematerial andeutete, ergründet die Geschichte unter anderem die düstere Vergangenheit von Waschbär Rocket. In vielen Teilen des Films wird daher seine Origin-Story erzählt, was den Zuschauern einen tieferen Einblick in seine Hintergrundgeschichte gibt.

Einerseits verleiht seine düstere traumatische Vergangenheit als Charge eines Genversuchs der Handlung das Gefühl, dass es sich um das Finale dieser Geschichte handelt, andererseits sind die tonalen Wechsel zwischen der selbstironischen Ensemble-Comedy und den düsteren Einschnitten stellenweise etwas holprig. Zum einen erleben die Guardians ihre Abenteuer wie gewohnt, zum anderen werden sie mit ihrer tragischen Vergangenheit konfrontiert, die beeindruckend animiert wurde.

Kritik zu „Guardians of the Galaxy Vol. 3“: Wie gut ist James Gunns emotionaler Marvel-Schlussakt? (4)

Bildnachweis: © 2022 MARVEL

Das Abenteuer selbst, die Rettungs-Mission der Guardians, entpuppt sich unterdessen auch nicht wirklich als originell, ist eine generisch aufgebaute Schnitzeljagd mit immer schwerer werdenden Hürden, fast wie in einem Videospiel. Es ist nicht die Handlung, bei der man in jedem Fall Abstriche hinnehmen muss, sondern vielmehr die stimmungsgeladene Inszenierung, die spielfreudige Besetzung und der Retro-Soundtrack, die bei „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ den Leinwandzauber erwecken.

Da in der Hauptzielgruppe sicherlich die Figurendynamik sowieso höher gewichtet wird als eine strukturierte Handlung, bietet „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ trotz Rocket-Origin-Handlungsstrang ein spaßiges Ensemblevergnügen. Chris Pratt spielt erneut seine Paraderolle als draufgängerischer Anführer Peter Jason Quill alias Star-Lord, der unglücklich in eine Frau verliebt ist, die ihn einst auch liebte, jedoch gestorben ist, wieder zurückkehrte und nun nichts mehr von ihm wissen will. Komplexer als dieser Satz ist in jedem Fall ihre Beziehung. Im Gegensatz zu seiner emotional limitierten Leistung in „Jurassic World“ füllt Pratt die Rolle des Star-Lord mit subtilen Emotionen aus, sodass hinter der charmanten Fassade ein Mensch zum Vorschein kommt.

Kritik zu „Guardians of the Galaxy Vol. 3“: Wie gut ist James Gunns emotionaler Marvel-Schlussakt? (5)

Bildnachweis: © 2022 MARVEL

„Avatar“-Star Zoe Saldaña spielt Quills unglückliche Liebe Gamora und bleibt dabei etwas blass. Dave Bautista ist wieder sehr sympathisch als der drolliger Drax und auch Pom Klementieff hat als die leichtgläubige Mantis viele unterhaltsame Momente. Karen Gillan ist als Nebula wie gewohnt sehr präsent und überzeugt einmal mehr durch ihr nuancenreiches Spiel, sodass spürbar wird, dass sie halb Mensch halb Maschine ist. Sean Gunn hat zwar nur wenige Momente als Kraglin Obfonteri, aber er nutzt sie aus und stiehlt in diesen allen die Show. Chukwudi Iwuji spielt Bösewicht High Evolutionary, den Perfektion suchenden Teufel, der durchtrieben analytisch unserem Helden entgegentritt und sehr gefährlich werden könnte …

Obwohl der Antagonist in „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ sehr generisch angelegt ist, passt er doch perfekt zum Abschluss dieser Reihe. In dieser Reihe des groß gelebten Außenseiter-Kinos ist das Böse derjenige, der die Unvollkommenheit bekämpft, die niemals mögliche Perfektion erlangen will. Dabei greift James Gunn recht subtil den aktuellen Diskurs über die Gefahren von KI-Modellen wie ChatGPT auf. Dabei wird das vermeintlich Positive in gewisser Weise ironisch verneint, da es letztendlich um das Machtstreben von Einzelnen und ihren wirtschaftspolitischen Imperien gehe.

„Es gibt keinen Gott, deshalb bin ich da.“– High Evolutionary

Kritik zu „Guardians of the Galaxy Vol. 3“: Wie gut ist James Gunns emotionaler Marvel-Schlussakt? (6)

Letztlich ist „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ ein handwerklich sehr solider Film, der zeigt, dass Regisseur James Gunn große Blockbuster-Bilder zu inszenieren weiß. Obwohl das CGI-Gewitter an manchen Stellen mit handgemachten Effekten besser aussehen könnte, sind die visuellen Effekte dennoch ausgearbeitet. Zum Finale hin werden bedauerlicherweise die plastischen und praktischen Elemente von der gewohnten Marvel-Effektorgie aus dem Computer in den Schatten gestellt. Der finale Akt von „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ verliert so leider an Originalität und verfällt in wilden vor Pathos schwelgenden und vor allem austauschbaren Spektakelszenen, die man so aus so vielen Marvel-Produktionen kennt.

Im Verlauf der letzten Jahre und zahlreicher Filme haben sich etablierte Muster eingeschlichen, die immer wieder angewendet werden. Dies mindert auch den visuellen Reiz des Films zum Ende hin etwas, was bedauerlich ist, da er durchaus immer wieder durch kreatives Setdesign glänzt. Die musikalische Untermalung des ist wieder geprägt von einem starken Retro-Feeling, das bereits in den ersten beiden Ablegern der Filmreihe zu hören war. Es ist eine Hommage an vergangene Zeiten und erinnert an die Musik, die damals die Charts beherrschte.

Kritik zu „Guardians of the Galaxy Vol. 3“: Wie gut ist James Gunns emotionaler Marvel-Schlussakt? (7)

Bildnachweis: © 2022 MARVEL

Fazit:

Unterhaltsam, spannend, spaßig und zum Weinen – James Gunns Marvel-Abgesang ist ganz großes Kino und auch wenn „Guardians of the Galaxy Vol. 3“ auch Schwächen hat, die das Superhelden-Franchise derzeit ebenfalls in anderen Ablegern plagt, ist es doch ein runder Abschluss der Guardians-Trilogie.

7 von 10 Punkten

„Guardians of the Galaxy Vol. 3“ ist seit dem 3. Mai 2023 in den Kinos.

Kritik zu „Guardians of the Galaxy Vol. 3“: Wie gut ist James Gunns emotionaler Marvel-Schlussakt? (2024)
Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Catherine Tremblay

Last Updated:

Views: 5624

Rating: 4.7 / 5 (47 voted)

Reviews: 94% of readers found this page helpful

Author information

Name: Catherine Tremblay

Birthday: 1999-09-23

Address: Suite 461 73643 Sherril Loaf, Dickinsonland, AZ 47941-2379

Phone: +2678139151039

Job: International Administration Supervisor

Hobby: Dowsing, Snowboarding, Rowing, Beekeeping, Calligraphy, Shooting, Air sports

Introduction: My name is Catherine Tremblay, I am a precious, perfect, tasty, enthusiastic, inexpensive, vast, kind person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.